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Das Shaken Baby Syndrome (SBS)

 

Was ist ein Shaken Baby Syndrom?

Das Shaken Baby Syndrom (SBS) ist die Folge einer Form von Kindesmisshandlung. Durch heftiges, gewaltsames Hin- und Herschütteln des an den Oberarmen oder am Brustkorb gehaltenen Kindes kommt es zum unkontrollierten Umherrotieren des kindlichen Kopfes und der Extremitäten. Dies führt zu einer unterschiedlichen Beschleunigung des Hirngewebes und des Schädelknochens. Die Folge ist eine Abscherung des Gehirns gegenüber der am Knochen anhaftenden Dura mater (harte Hirnhaut). Dadurch kommt es zu einem Einriss der dazwischen senkrecht nach oben verlaufenden Blutgefäße (Brückenvenen). Retinale Blutungen und diffuse Hirnschädigung sind weitere Folgen.
Die diffuse Hirnschädigung des SBS zieht immer eine sofortige neurologische Symptomatik nach sich, auch wenn diese in ihrer Ausprägung variabel ist. Ein geschüttelter Säugling ist niemals primär völlig unauffällig. So zeigen Kinder mit SBS neben Knochenbrüchen mehr oder weniger schwere unspezifische neurologische Störungen, die zu lebensbedrohlichen Situationen führen können (1).

Shaken Baby 2

Generell ist die Prognose des SBS schlecht: Über zwei Drittel der Überlebenden erleiden schwere neurologische Folgeschäden in Form von Entwicklungsstörungen, schweren Seh-, Hör- und Sprachstörungen bis hin zu bleibenden Behinderungen und Tod. Die Sterblichkeit beträgt ca. 20 %. (2)


Warum werden Babys geschüttelt?

Nach Matschke et al. (2) sind in Deutschland jährlich 100 bis 200 Kinder betroffen. Das Schütteln eines Babys ist meist die Reaktion auf anhaltendes Schreien. Prädisponierend ist daher das „Hauptschreialter“ bei Säuglingen von 2 bis 5 Monaten. Dies unterstreicht die enorme prophylaktische Bedeutung. Defizite in der Elternkompetenz, geringe Frustrationstoleranz und hohe Gewaltbereitschaft mit geringer Impulskontrolle sowie ungünstige soziale Umstände sind Risikofaktoren bei der Entstehung des SBS.


Wie kann ein SBS verhindert werden?

Wie zahlreiche Studien aus dem angloamerikanischen Raum darlegen, ist das SBS vermeidbar. So haben Deyo et al. (3) in ihrem „Love Me … Never Shake Me“ SBS Education Program auf den Erfolg eines Präventionsprogramms post partum hingewiesen.
Wünschenswert wären neben Besuchs- und Beratungsprogrammen in Familien mit Neugeborenen auch Aufklärungsgespräche und Broschüren auf Geburtsstationen und in Kinderarztpraxen. Der Kinderkrankenschwester/dem Kinderkrankenpfleger sowie dem ärztlichen Personal kommt hier die wichtige Funktion der präventiven Aufklärung zu.


Literatur:

(1) Vgl. Herrmann B., Sperhake J.: Das Shaken Baby Syndrom – Konzepte und forensische Kontroversen. In: Kindesmisshandlung und -vernachlässigung. Zeitschrift der DGgKV. Jg. 8 (2005), S. 4–17.
(2) Vgl. Matschke J., Herrmann B., Sperhake J., Körber F., Bajanowski T., Glatzel M.: Das Schütteltrauma-Syndrom: Eine häufige Form des nicht akzidentellen Schädel-Hirn-Traumas im Säuglings- und Kleinkindesalter. In: Deutsches Ärzteblatt International. Jg. 106 (2009), Heft 13, S. 211–217.
http://www.aerzteblatt.de/int/article.asp?id=63967 (Stand: 14. 4. 2009)
(3) Deyo G., Skybo T., Carroll A.: Secondary analysis of the „Love Me … Never Shake Me“ SBS education program. In: Child Abuse & Neglect. Vol. 32 (2008), Heft 11, S. 1017–1025.